Alles Schöne hat ein Ende – auch dieser wundervolle Sommer und die traumhaften Schulferien. Nach sechs langen und entspannten Wochen müssen die Kinder wieder stundenlang sitzen und lernen. Was Kindern aber nicht in der Schule beigebracht wird, ist die Fähigkeit, lange sitzen zu können, ohne dabei steif und müde zu werden. Wäre es nicht viel sinnvoller, ihnen einmal eine gesunde Sitzhaltung beizubringen statt sie mit mathematischen Formeln zu quälen? Oder andersrum gefragt: Würden Kinder schwierige Aufgabestellungen vielleicht wesentlich leichter verstehen und verinnerlichen, wenn sie aufrecht und einer gesunden Haltung sitzen würden?
Richtig zu sitzen erfordert sowohl körperliche Kraft und Beweglichkeit als auch eine gesunde Wahrnehmung des eigenen Körpers. Da viele Kinder es nicht gewohnt sind, die richtige Sitzhaltung einzunehmen, müssen sie nicht nur viel Energie dafür aufbringen, den ganzen Schulstoff aufzunehmen, sondern auch dafür, die lange Zeit in der Schulbank durchzuhalten.
Körperliche Fehlhaltungen können somit auch schon bei Kindern zu starken Verspannungen im Hals-, Nacken- und Schulterbereich sowie im Bereich der Rückenmuskulatur führen. Ein Problem, das Erwachsene, die eine sitzende Tätigkeit ausführen, ebenfalls kennen. Durch diese Verspannungen wird die Leistungsfähigkeit des Kindes negativ beeinflusst. Die Konzentration kann während des Unterrichts abfallen, da keinerlei Möglichkeit besteht, emotionale Bedürfnisse zu berücksichtigen und überschüssige Energie, die sich während des Sitzens anstaut, abzubauen.
Durch Yoga leichter aufrecht sitzen
Kinder, die mit Yoga in Berührung kommen, können dem einseitigen Schulstress dahingehend begegnen, dass sie durch Übungen bewusst auf Körper, Seele und Geist Einfluss nehmen. Funktioniert der Austausch zwischen Bewegung, Gedanken und Gefühlen in einer harmonischen Weise, dann werden die Informationen schnell und richtig zum Gehirn weitergeleitet. Wir lernen nämlich nicht nur mit unseren grauen Zellen, sondern mit dem ganzen Körper. Werden die Asanas, Atem- und Entspannungsübungen mit der entsprechenden Achtsamkeit, in Ruhe und mit der notwendigen Konzentration durchgeführt, unterstützen sie nicht nur die Entspannung des Körpers, sondern stellen auch eine Balance zwischen Körper, Seele und Geist her und werden somit zu einer wertvollen Unterstützung der Kinder beim Lernen – vorausgesetzt, sie üben regelmäßig. Lernen wird dann nicht mehr als Stress empfunden, sondern kann den Kindern Spaß machen und effektiv und erfolgreich durchgeführt werden.
Übungen für Kinder
Das Unwetter (Wahrnehmungsübung)
- Ihr sitzt zu zweit hintereinander auf dem Boden. Der/die Vordere zieht die Knie zum Körper, so dass Oberschenkel und Oberkörper sich berühren. Der Rücken ist aufgerichtet und der Kopf ruht auf den Knien. Die Augen sind geschlossen.
- Der/die Hintere symbolisiert jetzt die Sonne und streicht mit flachen Händen über den Kopf und Rücken des Vorderen, so als würde der Kopf und Rücken von wärmenden Sonnenstrahlen berührt.
- Plötzlich ziehen Wolken auf und leichte Regentropfen prasseln auf den Kopf und Rücken des Vorderen. (Dazu berührt der Hintere den Körper nur ganz sanft mit den Fingerspitzen).
- Jetzt wird der Regen stärker und Hagelkörner prasseln auf Kopf und Rücken nieder. (Die Hände zur Faust ballen und den Kopf und den ganzen Rücken abklopfen).
- Plötzlich reißt der Himmel wieder auf – wuuuuuuuuuusch – und die Sonne berührt den Vorderen wieder mit ihren warmen Strahlen.
Die Tönübung (Atemübung)
- Ihr steht aufrecht in der Stellung des Berges und nehmt zuerst einmal Kontakt mit dem Boden auf und atmet drei Mal tief durch die Nase ein und aus.
- Streckt dann die Arme seitlich in Schulterhöhe aus. Atmet wieder tief durch die Nase ein und tönt dabei ein „A“ und führt die Hände auf gleicher Höhe nach vorne, so dass sie sich berühren (verbessert den Atemfluss) …
- „O“ und legt die Hände übereinander auf die Brust (belebt Herz und Kreislauf) …
- „U“ und gleitet mit den Händen zum Becken und legt sie dort ineinander (durchblutet die inneren Organe) …
- „M“ und legt die Hände seitlich an die Ohren (macht den Kopf bewusst).
Die Seifenblasenreise (Endentspannung)
- Ihr liegt entspannt und bequem auf dem Rücken. Dehnt und streckt euch noch einmal so, wie kleine Katzen sich dehnen und strecken. Dann könnt ihr auch noch einmal meckern, so wie kleine Meckerziegen, nur noch lauter. Sucht euch dann eine ganz entspannte, gemütliche Stellung auf dem Rücken.
- Schließt die Augen und stellt euch vor, dass ihr auf einer wunderschönen Sommerwiese liegt auf der viele bunte Blumen blühen. Jetzt könnt ihr viele bunte Luftballons erkennen, die an euch vorbeifliegen: kleine, große, bunte, lange und runde Luftballons. Spürt nun, wie jeder einzelne von euch in eine Seifenblase eingehüllt wird. Sie ist ganz stark und umgibt euch – und sie kann auch nicht platzen. Sie nimmt jetzt jeden Einzelnen von euch mit. Ihr schwebt durch den Raum, immer höher, über dem Haus und über den Wolken.
- Unter euch ziehen Wolken vorbei und über euch ist ein tiefes Blau. Ihr schwebt immer weiter in den offenen Raum und seid dabei ganz entspannt und friedlich. Ihr treibt nach rechts, nach links, nach oben und unten und genießt die Schwerelosigkeit und fühlt euch frei und zufrieden.
- Nun bittet ihr die Seifenblase, dass sie euch zum Boden zurückbringt. Und ganz langsam steigt ihr wieder durch die Wolken hinab zum Boden, bis sie euch schließlich wieder ganz sanft auf dem Boden ablegt.
- Spürt noch einmal dieses wunderschöne, friedliche Gefühl. Ballt dann die Hände zu Fäusten, dehnt und streckt Euch und öffnet wieder die Augen.